Mobile Technologien können sich positiv auf die Prozesse in Spitälern und Pflegeheimen auswirken. Trotzdem werden sie noch relativ selten systematisch genutzt. Was braucht es zum Erfolg?
Das Smartphone hat im letzten Jahrzehnt alle Lebensbereiche durchdrungen und verändert. Auch die Gesundheitsversorgung ist längst mobil: Erst kürzlich zeigte eine Befragung bei Spitälern im deutschsprachigen Raum, dass bereits über die Hälfte des Personals Smartphones im klinischen Alltag nutzt, beispielsweise zur Aufnahme und Verwaltung von Patientenfotos oder zum Austausch von Informationen untereinander.
Systematisch entlang des Patientenpfads werden mobile Technologien in Spitälern und Pflegeheimen jedoch noch eher selten eingesetzt. Sogenannte «Mobilitätsstrategien» – wie sie etwa in US-amerikanischen Institutionen üblich sind – finden hierzulande wenig Anklang.
Bei den Leistungserbringern bestehen teils erhebliche Vorbehalte gegenüber mobilen Apps im Spital- und Pflegealltag: Man befürchtet mangelnde Datensicherheit, unklare Zugriffsrechte und zusätzlichen Aufwand. Im noch unübersichtlichen Schweizer «Mobile Health»-Markt fällt die Auswahl geeigneter Anwendungen zudem schwer, zumal es (noch) keine einheitlichen Standards und Normen für die Anwendung gibt. Klar ist auch:
Nicht alles, was technisch möglich ist, muss gleichzeitig auch zu Verbesserungen führen.
Dabei spricht für die Institutionen einiges dafür, mobile Anwendungen systematisch in den klinischen Alltag zu integrieren: Steigende Gesundheitskosten und der Fachkräftemangel lassen die Forderung nach Effizienzpotenzial in Spitälern und Pflegeheimen lauter werden. Vor allem aber erwarten die Patienten und Bewohner der Zukunft einen höheren Komfort von ihrem Spital und Pflegeheim. Sie werden anspruchsvoller, verlangen kürzere Wartezeiten sowie mehr Transparenz und Mitbestimmung in der Behandlung.
Wie können Institutionen im Gesundheitswesen das Potenzial mobiler Technologien für sich nutzen?
Um aus den Möglichkeiten mobiler Technologien auch tatsächlichen Nutzen zu schaffen, hat Muller Healthcare Consulting einen 5-Punkte-Plan für die Einführung von mobile Apps in Pflegeheimen und Spitälern definiert:
Die systematische Einführung einer mobile App in einem Spital oder Pflegeheim sollte schrittweise erfolgen.
«Record»: Zunächst gilt es, jene Prozesse zu analysieren, in denen die Anwendung mobiler Technologien überhaupt Sinn macht. Im Rahmen dieser Analyse wird ein Beispielprozess definiert, bei dem Optimierungspotenzial besteht.
«Frame»: In einem zweiten Schritt sollten die strategischen und regulatorischen Rahmenbedingungen geklärt werden.
«Monitoring»: Daraufhin wird der zuvor ausgewählten Beispielprozess mit Unterstützung der mobile App abgebildet und erfasst. Hierbei sind vor allem die internen Ressourcen zu definieren. Um praxistaugliche Lösungen auszuwählen, muss ein gemeinsames Verständnis für die Vorteile der jeweiligen Anwendungen aus technologischer und medizinischer/pflegerischer Perspektive geschaffen werden. Erst danach kann die Entscheidung für oder gegen den Einsatz einer App getroffen werden.
«Map»: Die Ergebnisse des Monitoring-Prozesses sollten daraufhin unter Einbezug der Mitarbeiter validiert werden, um auf dieser Grundlage eine Roadmap für den systematischen Einsatz der App im Beispielprozess zu erstellen.
«Expand»: Erst wenn die 4 beschriebenen Schritte vollzogen sind, sollte die Ausweitung und Übertragung auf weitere Prozesse geprüft werden.
Anwendungsbeispiel: Mobile Apps in der bariatrischen Chirurgie
Mobile Apps können beispielsweise in der bariatrischen Chirurgie eingesetzt werden, um die Vorbereitung und/oder Nachsorge von Patienten zu fördern, indem physiotherapeutische Übungen per mobiler Videoanwendung kommuniziert werden oder das Körpergewicht mittels mobiler Übertragung überwacht wird. Andere Apps messen die Mobilität von Patienten vor und nach Knie- oder Hüftprothesenoperationen und erlauben so die Überprüfung der Behandlungsqualität. Darüber hinaus gibt es Apps, welche die Dokumentation und Kodierung von Diagnosen und Prozeduren erleichtern.
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